Im April 2016 veröffentlichte 11Freunde ein
 Interview mit unserem Fanclubmitglied Gladdie:

Quelle: http://www.11freunde.de/interview/dieser-mann-ist-fan-vom-hsv-st-pauli-und-werder-bremen/page/1

 

Teil 1:

Dieser Mann ist Fan vom HSV, St. Pauli und Werder Bremen

»Ein Pauli-Fan ist nicht automatisch Punk«

Olaf Gladiator lebt in Hamburg und hat Dauerkarten vom HSV, Werder und St. Pauli. Doch wie lassen sich die Fanidentitäten verhasster Vereine nebeneinander ausleben?

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Olaf Gladiator, Sie sind Dauerkarteninhaber beim HSV, St. Pauli und Werder Bremen. Wie passt das zusammen?

Eigentlich bin ich HSV-Anhänger, aber für mich gehört der FC St. Pauli zu Hamburg einfach dazu. Deshalb unterstütze ich auch den Kiez-Club. Dazu schaue ich mir auch gern internationale Spiele an. Als Werder sich häufiger für die Champions League qualifiziert hat, habe ich mir eine Dauerkarte für das Weserstadion zugelegt.

Aber sind Sie sich nicht über den Hass der Fangruppen untereinander bewusst?
Na klar weiß man um die Rivalität. 1981 bin ich das erste Mal mit einem befreundeten Werder-Fan ins Weserstadion und danach zusammen mit seinen Kumpels auf einer Feier in Bremen. Da habe ich mich nicht als Hamburger zu erkennen gegeben. Als es doch einer herausbekommen hat, mussten meine Kollegen den von mir fernhalten.

Kurze Zeit später wurde der Werder-Fan Adrian Maleika von Mitgliedern des HSV-Fanclubs »Die Löwen« ermordet.
Das war wirklich heftig. Bei Auswärtsfahrten musste man durchaus aufpassen, denn es gab immer ein paar Chaoten, die es auf Prügeleien abgesehen hatten. Dieser Vorfall wurde ohne Zweifel von allen Seiten verurteilt.

Maleika war 1982 der erste Fan, der in Deutschland infolge eines Hooligan-Angriffs gestorben ist. Hat man ein solches Maß an Gewalt kommen sehen?
Absolut nicht. Zwar gab es tiefe Abneigungen und immer wieder Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Fangruppen. Aber der Großteil der Fans hat einen Bogen um echte Gewalt gemacht. Wir haben eher auf Auswärtsfahrten zusammen mit den gegnerischen Fans Bier getrunken.


»Die Löwen« waren für ihr rechtes Gedankengut bekannt. Sind auch Sie, wie andere HSV-Fans in der Folge als Abgrenzung zu dieser Gesinnung lieber zum FC St. Pauli statt in den Volkspark gegangen?
Meine Sympathie für St. Pauli hat damit nichts zu tun. Ich grenze mich zwar von diesen Chaoten ab, aber bin trotzdem weiterhin in den Volkspark gegangen. Genauso ist nicht jeder Pauli-Fan automatisch ein Punk.

Teil 2:

»Dem HSV? Nicht mal den Dreck unter den Fingernägeln«

Was verbindet Sie mit dem FC St. Pauli?
Ein paar meiner Kollegen sind Pauli-Fans. Mit denen bin ich öfter zusammen zum Millerntor und später auf den Kiez. Ich hab die Atmosphäre da immer gemocht. Irgendwann haben wir überlegt, einen Fanclub zu gründen, uns fiel aber kein Name ein. Jetzt haben wir uns »St. Pauli- Fanclub ohne Namen« auf unsere Club-T-Shirts drucken lassen.

Ein sehr innovativer Name. Wurden Sie schon mal mit solchen St. Pauli Fan-Devotionalien von HSV-Fans erkannt oder umgekehrt?
Das passiert schon mal. Manche haben dafür aufgrund der Rivalität weniger Verständnis. Aber ich bin mit 51 Jahren in einem gewissen Alter, wo die Leute das nicht mehr so eng sehen. Und ich kenne auch Andere, die zu beiden Vereinen gehen.

Aber Sie waren nicht immer 51 Jahre alt.
Auch in jungen Jahren hab ich keine übermäßige Abneigung gegen andere Vereine empfunden. Wenn es Stress gab, habe ich versucht, dem aus dem Weg zu gehen.

Rivalität kann sich auch durch gesunde Abneigung anstatt bloßer Gewalt ausdrücken. Sie empfinden nichts, wenn der HSV im Weserstadion oder am Millerntor verschmäht wird?
Natürlich macht mir das was aus. Einiger meiner Pauli-Kollegen wünschen dem HSV nicht mal den Dreck unter den Fingernägeln. Die machen vor mir keinen Hehl daraus, dass sie sich die Hände reiben, wenn es bei uns so schlecht läuft wie in den letzten beiden Jahren. Selbstverständlich weiß ich auch zu kontern. Aber grundsätzlich versuche ich da einfach drüber zu stehen.

Und haben Sie schon versehentlich den falschen Schal mit ins Stadion gebracht?
Das nicht, aber ich bin mal zusammen mit einem Kollegen unseres HSV-Fanclubs »Von der Waterkant« zum Auswärtsspiel nach Köln gefahren. Einen Tag später waren wir beim Spiel Duisburg gegen Bremen. Mein Kollege hatte sogar einen grün-weißen Schal dabei, den er mir für ein Foto über die Schulter gelegt hat. Nachdem wir das Ergebnis auf die Fanclub-Seite hochgeladen hatten, gab es Stress und wir mussten das Bild löschen. Es war bekannt, dass ich eine Dauerkarte für das Weserstadion habe, aber das war einfach zu viel für die.

Apropos viel - Sie unterstützen neben all diesen Aktivitäten noch Ihren Heimatverein, den »SC Vier- und Marschlande«. Was genießt die höchste Priorität?
Der Heimatverein geht immer vor. Als Betreuer der ersten Mannschaft und VIP-Fan der Altliga-Truppe verpasse ich nur in absoluten Ausnahmefällen ein Spiel.

Wie steht es um Ihren Verein?
Bis zur Saison 2014/15 stand die erste Mannschaft noch in der Oberliga Hamburg. Wir hatten vor zehn Jahren auch eine sehr starke A-Jugend um Max Kruse und Martin Harnik, die den Aufstieg in die Bundesliga geschafft hat. Aber wie vielen anderen Amateurvereinen fehlt es bedingt durch eine Fusion an der absoluten Identifikation der meisten jungen Leute mit dem Verein.

 

 

Mit blau-weiß-schwarzen Grüßen

bis neulich...

                    Andreas "Der Bremer"
                    28B Reihe 14 Platz 10