Die Finanzierung des HSV oder  Informationen zum
SportFive-Vertrag,
Sponsorenmodell „Anstoß ³“,
Entwicklung der TV-Einnahmen und Fananleihen

Im Herbst 2009 hatte ich mich mit der Finanzierung des Fußballs beschäftigt und hier dazu die Ergebnisse meiner damaligen Internetrecherche veröffentlicht. Hier ist der Link zu diesem Bericht: Fussball und Geld
 

In dieser kleinen Zusammenstellung soll es nun um andere Gesichtspunkte der Finanzierung des Fußballs – teilweise mit Blick durch die HSV-Brille – gehen: 

  • Den SportFive-Vertrag des HSV
  • Sponsorenmodell „Anstoß hoch 3“
  • Entwicklung der TV-Einnahmen
  • Fananleihen
  • Sonstige Anmerkungen / Ausblick
 
1. Der SportFive-Vertrag des HSV

Die Agentur SportFive vermarktet derzeit acht Bundesligisten und kassiert dafür prozentual an den Umsätzen mit. Seit dem Stadion-Neubau 1998 gibt es eine enge Zusammenarbeit zwischen Klub und Vermarkter. Sportfive-Vorgänger UFA Sports bürgte für den Stadion-Kredit. Im Gegenzug wurde ein Vermarktungs-Vertrag mit dem HSV abgeschlossen, der dem Unternehmen bei Sponsoren-, VIP- und TV-Deals Provisionen (15 Prozent an den Einnahmen aus der zentralen Vermarktung durch die Uefa) zwischen 12,5 und 20 Prozent zusichert.

Bei einem jährlichen Umsatz-Volumen von rund 50 Mio Euro kommt da pro Saison schon ein zweistelliger Millionen-Betrag zusammen. I

m Juni 2015 läuft der Vertrag aus. Dann könnte der HSV Großteile der Vermarktung selbst übernehmen und eine Menge Geld sparen oder den bestehenden Vertrag zu günstigeren Konditionen für den HSV neu aushandeln. Ab März 2011 ist Joachim Hilke neu im Vortand des HSV und dort für das Marketing zuständig. Hilke, der schon einmal von 1998 bis 2001 im HSV-Vorstand war, war zuletzt SportFive-Geschäftsführer. Er bringt also allem Anschein nach beste Kenntnisse für eine Selbstvermarktung des HSV mit…

Quellen zu 1:

http://www.bild.de/sport/fussball/hsv/was-wird-aus-dem-sportfive-vertrag-17197580.bild.html

http://www.taz.de/!55459/

 

 
 
2. Sponsorenmodell „Anstoß hoch 3“

Quelle TAZ:  http://www.taz.de/!55459/  vom 11.07.2010: "Anstoß³" geht so: Der in der Schweiz ansässige Milliardär Klaus-Michael Kühne gibt dem HSV 15 Millionen Euro für neue Spieler und erhält dafür ein Drittel der Transferrechte von Paolo Guerrero, Dennis Aogo und Marcell Jansen sowie ein Drittel der Transferrechte an den neu verpflichteten Spielern.

Die Mehrheit der Transferrechte verbleibt beim HSV, der nach zwei weiteren Sponsoren sucht, deshalb heißt das Projekt "Anstoß³". Kandidaten, bei deren Transferrechten ein zweiter Investor einsteigen könnte, sind Eljero Elia, Jonathan Pitroipa und Tunay Torun.

Der zwölfköpfige Aufsichtsrat nickte das Modell mit drei Gegenstimmen ab, im nun wieder voll besetzten Vorstand, der aus dem Vorsitzenden Bernd Hoffmann, Katja Kraus, Oliver Scheel und Sportdirektor Bastian Reinhardt besteht, gab es eine Gegenstimme.

Nun kommen nach und nach Vertragsdetails heraus, die dem Hamburger Abendblatt zugespielt wurden. Demnach ist der Vertragsabschluss bezüglich der Rechte für Nationalspieler Dennis Aogo auf den 30. Juni und damit so terminiert, dass er noch ins alte Geschäftsjahr fällt. Die 2,5 Millionen Euro helfen, die Bilanz, die eventuell einen Verlust ausgewiesen hätte, zu verschönern. Während die fünf Millionen für Jansen und Guerrero ins neue Geschäftsjahr fallen.

 Der Unternehmensberater Dr. F. A. Thomas Kupfer, der einige englische und deutsche Clubs berät und als einer der Experten auf diesem Gebiet in Deutschland gilt, hält eine "eventuelle Bilanzkosmetik" für fragwürdig. Es ist auch herausgekommen, dass sich die 15 Millionen, die Kühne zugesagt hat, reduzieren, wenn es dem HSV nicht gelingt, einen zentralen Mittelfeldspieler internationaler Klasse zu verpflichten. Das widerlegt die Behauptung Hoffmanns, der Investor habe keinen Einfluss auf die Transferpolitik des Vereins. Kühne hat eine Liste mit elf potenziellen Neuzugängen abgesegnet, mit der Verpflichtung von Arne Friedrich (Hertha BSC) ist er nicht einverstanden gewesen. Ein 31-Jähriger, auch wenn er eine prima Weltmeisterschaft spielt, ist im Hinblick auf die wirtschaftlichen Interessen, die Kühne mit seinem Geld verbindet, uninteressant. Friedrich geht nun zum VfL Wolfsburg und der HSV ist noch immer auf der Suche nach einem Innenverteidiger.

Der HSV kam Kühne auch entgegen, was den Invaliditäts- oder Todesfall eines mit Kühnes Kohle verpflichteten Spielers angeht. Der Verein hat sich verpflichtet, dann so zu handeln, als sei ein Transfererlös von 7,5 Millionen eingetreten. Kühne bekäme demnach 2,5 Millionen Euro. Der HSV versucht, dieses Risiko durch den Abschluss einer Versicherung für seine Spieler zu minimieren. Die Kosten für die Versicherungen, die der Verein üblicherweise für seine Spieler abschließt, sind aber, wie der Aufsichtsratsvorsitzende Horst Becker einräumt, "unverschämt hoch". Becker ist trotzdem ein Anhänger des Kühne-Modells.

Die Idee von "Anstoß³" ist im Fußballgeschäft nicht so neu, wie einige in Hamburg behaupten. Deutsche Fußballvereine haben in der Vergangenheit, um flüssig zu bleiben, Transferrechte als Sicherheiten an Banken oder Privatinvestoren abgetreten. Der 1. FC Nürnberg hatte sich mal an den Rand der Insolvenz manövriert, die meisten Spieler gehörten nicht mehr dem Club, sondern Privatleuten. Kupfer begrüßt, dass sich "vermögende Unternehmer für den HSV engagieren". Er ist der Meinung, "dass ein Verein wie der HSV das Engagement von Privatinvestoren für seine weitere sportliche Stärkung nutzen", aber "vorsichtig handhaben" sollte. Er hält eine Mitsprache von Geldgebern "für angemessen, wenn sie vernünftig ausgestaltet ist".

Seit Jahren zeichnet sich ab, dass der HSV ein "Ausbildungsclub" ist, ein Sprungbrett für Spieler etwa aus den Niederlanden, die von Hamburg aus zu großen Clubs wechseln. Diese Tendenz wird durch "Anstoß³" festgeschrieben. Der Investor hat ein Interesse daran, dass seine Spieler den Verein wieder verlassen, nur dann hat er eine Chance auf Rendite. "Anstoß³" macht sich in der Bilanz gut, ist aber kein Konzept, um Titel zu gewinnen.

Dieser Artikel ist zwar schon 2 Jahre alt und viele der handelnden Personen sind aktuell nicht mehr in verantwortlicher Position beim HSV, er zeigt aber die Vorgehensweise und die damit verbundenen Probleme gut auf.

 
 
3. Entwicklung der TV-Einnahmen

Vor einigen Wochen ging es durch die Presse. Die Profi-Clubs der 1. und 2. Bundesliga können sich ab der Saison 2013/2014 über eine kräftige Erhöhung der Fernsehgelder freuen.

Tatsächlich stehen den 36 Erst- und Zweitligisten ab der Saison 2013/2014 weit mehr finanzielle Mittel zur Verfügung als bisher. Der neue TV-Vertrag wird den Profiklubs jährlich Einnahmen von 628 Millionen Euro bescheren, dazu kommen rund 72 Millionen Euro aus der Auslandsvermarktung.

Aktuell erhält die Liga nur 412 Millionen Euro per annum. Liga-Präsident Reinhard Rauball untermauerte allerdings, dass ein Großteil des Geldes nicht in neue Spieler, sondern in den Abbau der Schulden investiert werden soll: "Wir werden die Klubs mit negativem Eigenkapital noch stärker an die Kandare nehmen."

Die Liga-Spitze befürchtet, dass das frische Geld der Klubs hauptsächlich in die Taschen durchschnittlicher Spieler sowie deren Berater wandert. Deshalb muss der neu zu verhandelnde Verteilerschlüssel gut durchdacht sein. Auch der Augsburger Manager Andreas Rettig, als Nachfolger von DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus im Gespräch, teilt die Bedenken von Rauball und Co.

Wenn also jetzt ein neuer Verteilschlüssel kommen soll und auch die Aufstockung der Liga von 18 auf 20 Mannschaften wieder erneut zur Diskussion gestellt wird, sollte der HSV in seinen mittelfristigen Planungen der Steigerung des HSV-Anteils an den Fernsehgeldern lieber etwas defensiv umgehen.

Hier einige Informationen über die derzeitige Verteilung der Fernsehgelder:

 
Ein besonderer Dank an Gunnar Heckmann, der diese Verteilung sehr anschaulich auf seiner Homepage (www.fernsehgelder.de )aufbereitet hat.

Der HSV verzeichnet durch die schlechten Leistungen in der abgelaufenen Saison dadurch eine Reduzierung seines Anteils an den Fernsehgeldern von 21,9 Mio € in der Saison 2010/2011 auf nur noch 17,7 Mio € in der Saison 2011/2012.

 

Punktesystem:

Für die Fernsehgeldertabelle der Saison 2011/12 fließen die Platzierungen in der Saison 2008/09 bis 2011/12 mit unterschiedlichen Gewichtungen ein.

Maßgeblich sind jedoch nur Platzierungen in der Bundesliga und Zweiten Liga, während Platzierungen beispielsweise in der Dritten Liga oder Regionalliga unberücksichtigt bleiben.

Der Rangerste in der Fernsehgeldertabelle erhält 36 Punkte, der Rangletzte der Zweiten Liga 1 Punkt. Die in den Spielzeiten erzielten Punkte werden jeweils mit dem unten aufgeführten Faktor multipliziert.

 

Saison

Kriterium

Faktor

2008/09

Endplatzierung

1

2009/10

Endplatzierung

2

2010/11

Endplatzierung

3

2011/12

Durchschnittliche Platzierung

4

 
Quelle: http://www.bundesliga.de/de/liga/news/2008/index.php?f=0000118197.php
 
Höhe der Inlandvermarktungsprämie und Verteilung zwischen Bundesliga und Zweiten Liga:

Den Berechnungen liegt zugrunde, dass für die Saison 2011/12 ein Fernsehgeldertopf von 428.000.000 € zur Verfügung steht. Dieser Topf wird zwischen der Bundesliga und der Zweiten Liga, wie folgt, aufgeteilt.

 

Liga

Anteil

Betrag

Bundesliga

79,00%

338.120.000 €

Zweite Liga

21,00%

89.880.000 €

insgesamt

100,00%

428.000.000 €

 
Quelle: http://www.bundesliga.de/de/liga/news/2008/index.php?f=0000118197.php

 Quelle: http://www.stern.de/wirtschaft/news/kirch-bescherte-bundesliga-viel-geld-und-existenznoete-1706187.html

 

Verteilung der Prämie innerhalb der Bundesliga:
 
Es erfolgt eine Spreizung von 2:1 zwischen dem Rangersten und dem Rangletzten der Fernsehgeldertabelle. Der Erste erhält somit eine doppelt so hohe Prämie als der Letzte der Fernsehgeldertabelle. Alle Vereine dazwischen erhalten eine ihrem Rang in der Fernsehgeldertabelle entsprechende anteilige Prämie. Rechnerisch erhält somit der Rangerste 2/27tel und der Rangletzte 1/27tel des Prämientopfes der Bundesliga i.H. von 338 Mio.€.
 
Die Formel für die Ermittlung: Fernsehgeldertopf/27 x (16/17 + (19-Tabellenrang)/17)
 

Rang

Faktor

Betrag

1

2,00000

25.045.926 €

2

1,94118

24.309.281 €

3

1,88235

23.572.636 €

4

1,82353

22.835.991 €

5

1,76471

22.099.346 €

6

1,70588

21.362.702 €

7

1,64706

20.626.057 €

8

1,58824

19.889.412 €

9

1,52941

19.152.767 €

10

1,47059

18.416.122 €

11

1,41176

17.679.477 €

12

1,35294

16.942.832 €

13

1,29412

16.206.187 €

14

1,23529

15.469.542 €

15

1,17647

14.732.898 €

16

1,11765

13.996.253 €

17

1,05882

13.259.608 €

18

1,00000

12.522.963 €

 
 
Zu dieser Inlandsvermarktung kommt noch ein Zuschuss aus dem Topf der Auslandsvermarktung. Dabei wird zunächst ein Grundbetrag sowie für die fünf erstplatzierten Clubs eine vom Tabellenplatz am Ende der jeweiligen Saison abhängige Prämie ausgeschüttet. Hinzu kommt eine leistungsabhängige Komponente, die sich auf die Anzahl der UEFA-Koeffizienten-Punkte der Klubs bezieht.
 
Hier noch ein Überblick zur Entwicklung der Fernsehgelder (nur Inlandsvermarktung)
 

Jahr

Anbieter

Betrag (in Mio €)

1965/66

ARD/ZDF

0,33

1968/69

ARD/ZDF

0,86

1970/71

ARD/ZDF

1,53

1977/78

ARD/ZDF

2,75

1983/84

ARD/ZDF

4,09

1984/85

ADR/ZDF

5,12

1988/89

Ufa/RTL/ARD

20,46

1989/90

Ufa/RTL/ARD

23,02

1990/91

Ufa/RTL/ARD

25,58

1991/92

Ufa/RTL/Premiere

40,92

1992/93

ISPR/Sat1, Ufa/Premiere

74,17

1993/94

ISPR/Sat1, Ufa/Premiere

84,40

1994/95

ISPR/Sat1, Ufa/Premiere

84,40

1995/96

ISPR/Sat1, Ufa/Premiere

84,40

1996/97

ISPR/Sat1, Ufa/Premiere

99,74

1997/98

ISPR/Sat1, Ufa/Premiere

130,43

1998/99

ISPR/Sat1, Ufa/Premiere

130,43

1999/2000

ISPR/Sat1, Ufa/Premiere

168,80

2000/2001

KirchMedia/Sat1/Premiere

355,00

2001/2002

KirchMedia/Sat1/Premiere

268,00

2002/2003

Infront/Sat1/Premiere

290,00

2003/2004

Infront/ARD/Premiere

290,00

2004/2005

Infront/ARD/Premiere

300,00

2005/2006

ARD/Premiere

300,00

2006/2007

ARD/Arena

407,00

2007/2008

ARD/Premiere

407,00

2008/2009

ARD/Premiere

407,00

2009/2010

ARD/Sky

390,00

2010/2011

ARD/Sky

410,00

2011/2012

ARD/Sky

425,00

2012/2013

ARD/Sky

440,00

2013/2014

ARD/Sky

560,00

2014/2015

ARD/Sky

615,00

2015/2016

ARD/Sky

663,00

2016/2017

ARD/Sky

673,00

 
Quellen zu 3:

www.fernsehgelder.de

http://www.welt.de/sport/fussball/article106199121/Bruchhagen-fordert-Bundesliga-Aufstockung.html

http://www.spox.com/de/sport/fussball/bundesliga/0901/News/Topklubs-erhalten-etwas-mehr-Geld-von-der-DFL.html

 
 
4. Fananleihen

Neu gebaute Stadien oder spektakuläre Spielertransfers: Den Bundesligisten fehlt oftmals das Eigenkapital, um personelle Lücken im Kader zu füllen oder aus maroden Sportstätten moderne Arenen zu machen. Angesichts der Finanzkrise gehen die Banken mit Krediten für Sportvereine zurückhaltender um - zu groß ist das Ausfallsrisiko bei schwächelnder sportlicher Leistung und damit einhergehenden sinkenden Einnahmen.

 
Durch eine Fan-Anleihe, also eine Schuldverschreibung, die vor allem für treue Fußballanhänger gedacht ist, kann der Verein seine Finanzen aufstocken. Aus Sicht der Clubs sind diese Anleihen eine interessante Alternative, schließlich können sie bei größeren Investitionssummen nun auch auf die finanzielle Unterstützung der Fans setzen. Fußballanhänger zeichnen die Bonds meist aus Zugehörigkeit zum Verein - und weniger als attraktive Anlage. Denn ob die Anleihe zurückgezahlt wird, hängt vom sportlichen Erfolg der Mannschaft ab. Durch Verletzungen der Leistungsträger, aber auch unternehmerisches Versagen, droht teilweise schnell das Insolvenzrisiko.
 
Mit Hilfe einer Fananleihe kann sich ein Fußballclub zu günstigen Zinsen zusätzliches Kapital beschaffen. Ein Modell, das auch beim HSV seit einiger Zeit diskutiert wird. Supporters-Chef Ralf Bednarek brachte die Idee nun wieder ins Rollen und befürwortet auch für seinen Klub Anleihen, die zu unterschiedlichen Beträgen zum Kauf angeboten und entsprechend verzinst werden
 
Hier ein Überblick über Fananleihen in Deutschland und ihre jeweiligen Entwicklungen:
 
Anleihe Schalke 04

FC Schalke 04 Für die hartgesottenen Fans ist der S04 so eine Art Religion. Immerhin mehr als 7500 Anhänger des Revierclubs griffen daher zu, als Schalke zuletzt Bonds in einer Stückelung zwischen 100 und 1904 Euro verkaufte. Das gesamte Volumen erreichte die Rekordsumme von rund 11 Mio. Euro - und das trotz der hohen Schuldenlast der Gelsenkirchener. Viele haben sich den Bond aber wohl nicht nur wegen der 5,5 Prozent Zinsen plus der Hoffnung auf eine vollständige Rückzahlung zugelegt. So manches Stück wird wohl als Schmuckurkunde an der Wand hängen. Einen offiziellen Handel mit Schalke-Anleihen (WKN: A1ES04) gibt es aber nicht.

 
Hansa Rostock

Ganz im Zeichen des sportlichen Langfristziels "1. Liga" steht die Anleihe des F.C. Hansa Rostock. Anhänger der Hansa-Kogge können den mit 5 Prozent verzinsten Bond noch bis Mitte 2012 zeichnen. Sollte der Sprung in die oberste Etage gelingen, ist sogar ein Bonus von 2 Prozent vorgesehen. Insgesamt hat die Fan-Anleihe ein Volumen von bis zu 5 Mio. Euro. Mit dem Emissionserlös wollen die Rostocker primär den Spielerkader stärken. Das Interesse an dem Bond hält sich offenbar in Grenzen: Nach jüngsten Informationen sind bislang nur Anleihen im Umfang von rund 300.000 Euro platziert worden.

 
TSV 1860 München

Als ziemlich schwierig erwies sich der Plan der Löwen, zum 150-jährigen Jubiläum ihre maroden Finanzen durch die Ausgabe einer Anleihe aufzupolieren. Ziel war es, aus der "Elendsspirale" zu kommen. Nach rund einjähriger Zeichnungsphase nahmen die Münchner aber gerade einmal 673.050 Euro ein. Dabei hatte der mit einem Coupon von 6 Prozent versehene Bond ursprünglich ein Volumen von bis zu 9 Mio. Euro. Doch bereits zur Ausgabe hingen die Verantwortlichen die Messlatte tiefer. "Man wäre auch schon mit 3 Mio. Euro zufrieden", hieß es. Ende 2010 haben die Löwen den Verkauf der Anleihe vorzeitig gestoppt. Grund: Es sei unklar, ob ein in Sanierung befindliches Unternehmen überhaupt Anleihen ausgeben darf. Wer die Löwen-Bond gezeichnet hat, soll angeblich aber nicht um sein Geld zittern müssen.

 
Schuldinhaberverschreibung Alemania Aachen

Komplett im Zeichen des damals geplanten Stadionneubaus stand 2008 die Platzierung der "Tivoli-Anleihe" von Alemannia Aachen. Der Traditionsclub konnte immerhin Anteilscheine im Gesamtvolumen von gut 4 Mio. Euro platzieren. Wie bei den meisten anderen Clubs hingen auch die Aachener einen Coupon über 6 Prozent an ihre Anleihe. Doch der Neubau der Arena, deren Name nicht an eine Versicherung oder Bierbrauer verkauft werden sollte, erweis sich als ziemlicher Kraftakt für den Verein.

 
1.FC Union Berlin

Union Berlin gab keine Anleihe, sondern eine Aktie heraus, um den weiteren Umbau seines Stadions zu finanzieren. Die Aktien laufen nicht aus und werfen im Gegensatz zum gängigeren Anleihe-Modell auch keine Zinsen ab. Die Regeln für Käufer waren strikt. Niemand durfte mehr als zehn der 500 Euro teuren Aktien kaufen. Zudem mussten alle Käufer Vereinsmitglied des 1. FC Union sein. Wie viel Geld der Aktienverkauf in die Kassen gespült hat, will der Klub zwar erst am Donnerstag bekannt geben, klar ist aber schon: Der Verein wird sich auch in Zukunft von keinem Großinvestor ins Alltagsgeschäft reden lassen müssen. Stattdessen steht Union jetzt bei seinen Fans in der Kreide.

 
1.FC Köln

Der Verein bedankte sich auf der Klub-Homepage herzlich für das Vertrauen aller Zeichner - als deutschlandweit erster Fußballverein zahlten die Kölner zum 1. August 2011 die Anleihen wieder zurück. Die mit einem Coupon von 5 Prozent versehenen Bonds gaben die Rheinländer im Sommer 2005 aus. "Wenn man nur das ausgibt, was man einnimmt, dann kommt man aus diesem Teufelskreis aus Bundesligaabstieg und -aufstieg einfach nicht raus", sagte damals der Finanzvorstand des Bundesligisten, Claus Horstmann. Das Geld floss vor allem in Spielergehälter, das Stadion und in die Jugendarbeit.

Sportlich Erfolge sammeln und wirtschaftlich die Konsolidierung beibehalten, so stellt sich Oliver Leki idealerweise die Zukunft des 1. FC Köln vor. Auf den Ausgang der Spiele kann der für die Finanzen zuständige Geschäftsführer keinen Einfluss nehmen, wohl aber auf die monetäre Seite. Um diesbezüglich in nächster Zeit mehr Spielraum zu besitzen, bietet der Bundesligist in den nächsten Tagen Genussscheine im Einzelwert von 50 000 Euro an.

Bis zu 150 Stück mit einem Gesamtvolumen von 7,5 Millionen Euro hofft man davon verkaufen zu können. Im Gegensatz zur im Vorjahr zurückgezahlten Anleihe, die mit einer Stückelung von 100 Euro für viele Fans erschwinglich war, richtet man sich mit den nicht börsennotierten Genussscheinen an "Anleger mit Erfahrung und Emotionalität gegenüber dem 1. FC Köln", wie Oliver Leki anmerkte.

Die stimmrechtslosen Wertpapiere mit einer Laufzeit von mindestens sieben, maximal wohl zehn Jahren, werden mit fünf Prozent verzinst. Richtig attraktiv wird das Finanzengagement, sollte der FC während der Laufzeit sich für einen europäischen Wettbewerb qualifizieren. Abhängig vom Erfolg winken dann bis zu zehn Bonusprozente, also eine Maximalverzinsung von 15 Prozent.

Sollten wirtschaftlich einmal rote Zahlen geschrieben und die Zinsen nicht ausgezahlt werden, würde es bei nächster Liquidität die entsprechende Nachzahlung geben. "Eine solche garantierte Verzinsung muss nicht eingegangen werden, halten wir aber für fair", erklärte Oliver Leki.

Für die Ausgabe der Genussscheine entschied man sich beim 1. FC Köln, weil man dadurch im Gegensatz zu einer Anleihe das Eigenkapital stärkt. Das ist für die Bonität bei Banken sowie die Lizenzvergabe wichtig und fällt mit derzeit 307 000 Euro nicht üppig aus.

Verwandt werden soll die Millioneneinnahme, um die Transferpolitik des Clubs zu unterstützen. "Damit schaffen wir finanzielle Freiräume, wenn es künftig darum geht, interessante Spieler zu uns zu holen", erläuterte der Geschäftsführer gestern.

 
1.FC Nürnberg

Rund 1,2 Mio. Euro Verbindlichkeiten drückten 2009/2010 auf die Bilanz des Vereins - doch der plante schon sein neues Vereinszentrum. Um den Bau zu finanzieren, wurde mit einer massiven Werbekampagne im Frühjahr 2010 der Bonds mit einem Coupon von 6 Prozent ausgegeben. Das spülte 6 Mio. Euro in die klamme Kasse der Clubberer. Fällig wird die Rückzahlung 2016 ist aber auch eng an den lukrativen Klassenerhalt in der ersten Liga gebunden.

 
FC St. Pauli

Eigentlich gelten die Kiezkicker als kommerzkritisch. Doch als sie mit dem Werbeslogan "Auf St. Pauli regeln wir das unter uns" eine Fan-Anleihe im November 2011 ausgaben, griffen die Fans zu: Innerhalb von vier Wochen sammelten die Hamburger durch den mit 6 Prozent verzinsten Bonds 6 Mio. Euro ein. Eine zweite Verkaufsrunde Anfang 2012 war bereits nach zwei Tagen beendet - diesmal platzierte der Stadtteilverein Anteilscheine über weitere 2 Mio. Euro. Doch die Vereinsführung warnte die überschwänglichen Käufer: Sollte der Verein in der zweiten Liga verbleiben oder sogar weiter absteigen, sei der Verein eventuell nicht in der Lage, alle Rückzahlungsansprüche bei Fälligkeit aus Eigenmitteln zu erfüllen.

Dabei kann jeder dem FC St. Pauli bis 2018 ein wenig Geld leihen, um dem Verein beim Umbau des Millerntorstadions und dem Ausbau des Trainingszentrums zu helfen. Anleihen gibt es im Wert von 100, 500 und 1.910 Euro. Bis 2018 bekommt man jedes Jahr 6 Prozent Zinsen und kann sich eine schicke Urkunde ins Wohnzimmer hängen, die den Besitzer als Geldgeber des FC St. Pauli adelt.

 
Arminia Bielefeld

DSC Arminia Bielefeld Die Ostwestfalen haben sogar zwei Anleihen ausgegeben. Die erste gab der damalige Erstligist 2006 als fünfjährige Anleihe aus, um sich nach zwei Jahren im sportlichen Oberhaus ein entsprechendes Stadion zu gönnen. Fast 2500 Fans zeichnet das "Bau auf Blau"-Papier, der Verein nahm rund 3 Mio. Euro ein. Satte 7,5 Prozent Zinsen hatte die Arminia ihren spendablen Fans versprochen. Doch zum Ablauf der Anleihe dümpelte der Verein - inzwischen schwer verschuldet - in der dritten Liga herum. Um nicht in die Insolvenz zu rutschen, bettelte der Verein um Zahlungsaufschub und gab zusätzlich die "Zukunftsanleihe" heraus, die rund 2 Mio. Euro frisches Kapital einbrachte. Doch 2016 muss auch diese Anleihe zurück gezahlt werden.

 
Anleihe Berlin

Hertha BSC Berlin Lausig stand es 2010 um die Finanzen des Hauptstadtvereins: Rund 35 Mio. Euro Schulden belasteten die Kasse. Nachdem der Traditionsverein bereits 2004 durch eine Anleihe mit variablem Zinssatz und sechsjähriger Laufzeit 6 Mio. Euro einsammeln konnte, sollte der neue Fan-Bonds ähnlich viel Geld einbringen. Doch nur 3,5 Mio. Euro konnten die Berliner mit ihrer Anleihe einnehmen. Und ein Großteil des Gesamtvolumens stammt nicht von den Fans: Vereinspräsidenten Werner Gegenbauer soll für eine siebenstellige Summe Anteile gezeichnet haben. Die Anleihe ist in drei verschiedenen, aufwendig gestalteten Stückelungen zu 100 Euro, 500 Euro und 1892 Euro - in Anlehnung an unser Gründungsjahr - erhältlich. So sind auf der 100 Euro-Anleihe die aktuellen Nachwuchsfußballer des Vereins abgebildet, auf der 500 Euro-Anleihe befinden sich Bilder ausgewählter Spieler aus dem Lizenzspielerkader 2010/11 und auf der 1892 Euro-Anleihe sind besondere Momente der Vereinsgeschichte.

 
Fazit

Die bisherigen Anleihen wurden von Fußballvereinen ausgegeben, die nicht gerade als sehr erfolgreich bekannt sind (Schalke, die lt. Presse einen Schuldenberg von 250 Mio € schultern lassen wir mal außen vor). Jeder sollte für sich selbst entscheiden, ob er seinem wirtschaftlichen Spürsinn folgt oder doch nur sein Herzblut für seinen Verein, wenn er eine Fananleihe zeichnet. Ich glaube, ich könnte auf ein Zertifikat im Schmuckrahmen in einer Stückelung von 100 €, 500 € oder 1887 € verzichten.

 
Quellen zu 4:

Hamburger Abendblatt, 02.05.2012, Alexander Laux, „Nachspiel – Geld allein hilft dem HSV nicht“

Kölner Rundschau, Joachim Schmidt, 08.02.12

http://mobil.boerse-online.de/anleihen/nachrichten/:Fussballanleihen--Tore-Zinsen-M

 
 
5. Sonstige Anmerkungen / Ausblick
 
Herausschieben der Stadionrückzahlungen
 
Nach Informationen des Abendblatts sind die Gespräche über eine Verlängerung der Stadionfinanzierung zwischen HSV-Vorstand, der gestern Nachmittag tagte, und dem zuständigen Bankenkonsortium, bestehend aus HSH Nordbank, Hamburger Sparkasse und der HypoVereinsbank, schon weit fortgeschritten. Das Ziel lautet, die Zahlungen des aktuell bis 2017 laufenden Stadionkredits zu reduzieren. So müsste der HSV noch bis 2015 knapp neun Millionen Euro jährlich aufbringen, in den folgenden zwei Jahren weitere Restverbindlichkeiten. Das Problem: Neben der HSH Nordbank, dem Konsortiumsführer, müssen auch die Sparkasse und die HypoVereinsbank den HSV-Plänen zustimmen. Dabei ist entscheidend, welche Sicherheiten die HSV-Verantwortlichen den Banken für eine Streckung des Stadionkredits anbieten können. Denn anders als beim ursprünglichen Kredit, der einen Umfang von 137,7 Millionen Mark (70 Millionen Euro) hatte, soll diesmal nicht auf die Dienste von Vermarkter Sportfive zurückgegriffen werden. Neben den zusätzlichen TV-Geldern in Höhe von rund zehn Millionen Euro, mit denen der HSV ab 2013 rechnen darf, könnten auch Transfererlöse von Profis als Sicherheit dienen.

"Zur weiteren finanziellen Konsolidierung des Vereins arbeiten wir entsprechend an diversen Modellen, die der Verbesserung unserer Finanzlage dienen", sagt Vorstand Joachim Hilke, der hinzufügt, dass eine Verlängerung der Stadionfinanzierung, die besonders innerhalb des Aufsichtsrats kontrovers diskutiert wird, nicht die einzige Option des Vereins sei. Nach Angaben der Verantwortlichen steht das häufig zitierte Kühne-Modell -Milliardär Klaus-Michael Kühne würde dem HSV erneut einen Millionenbetrag zur Verfügung stellen - zumindest bis zur Mitgliederversammlung am 20. Mai nicht auf der Tagesordnung.

Die eigene Arena soll im Falle des Klassenerhalts aber auch abseits der Diskussion um eine Verlängerung der Stadionfinanzierung eine Hauptrolle im Finanzplan des HSV-Vorstands spielen. Dabei setzt Hilke besondere auf den Hospitality-Bereich, der dem HSV bereits in dieser Saison Einnahmen von 23 Millionen Euro beschert hat. Bis zum Stichtag am 31. März wurden lediglich zehn von 50 Logen und 1016 von 4300 Business-Seats gekündigt, wodurch die Kündigungsquote im VIP-Bereich bei nur 26,72 Prozent liegt - also noch unter der Quote von 30 Prozent im Vorjahr. Hilke bleibt entsprechend optimistisch, will sich auf den Zahlen aber nicht ausruhen. Nachdem zuletzt die Platin- und die BoConcept-Lounge aufwendig umgestaltet wurden, sollen nun weitere VIP-Bereiche in der Ostttribüne modernisiert werden. Zudem setzen die Vorstände darauf, dass auch die "normalen" Fans dem Verein weiterhin die Treue halten. "Ich traue uns schon zu, trotz der unbefriedigenden sportlichen Saison auch in der kommenden Spielzeit wieder über 30 000 Dauerkarten zu verkaufen", sagt Hilkes Vorstandskollege Oliver Scheel. Voraussetzung für alle Planspiele ist und bleibt aber der Klassenerhalt. Die Lizenz für die neue Erstligasaison erhielt der HSV gestern von der DFL ohne Auflagen.

Artikel erschienen am 20.04.2012 Kai Schiller
 

Kurz zusammengefasst: Die Arena wird erst später abbezahlt sein. Man möchte als Sicherheit für den „gestreckten“ Kredit dafür nicht wieder auf SportFive zurück greifen, sondern setzt auf steigende Fernsehgelder und Transfererlöse…
 

Transferpolitik

Einen Punkt der Finanzierung habe ich bisher ganz außer Acht gelassen. Der Transferpolitik des HSV habe ich einen eigenen Artikel gewidmet. Den findet ihr unter dem Link: Transfers des HSV seit 1991
 
Ausblick

Der HSV und SportFive arbeiten daran neue Einnahmequellen zu generieren. Hier ein Beispiel:

 
„Wir arbeiten derzeit intensiv an verschiedenen Modellen, um unsere finanzielle Situation zu verbessern“, betonte Joachim Hilke, der im Führungsgremium die Verantwortung im Marketingbereich trägt. In Kooperation mit Vermarkter Sportfive ist der HSV eifrig darum bemüht, neue Einnahmequellen zu generieren. So wird die Mannschaft im Juli einen Teil ihrer Vorbereitung auf die nächste Bundesligasaison in Südkorea bestreiten. In Suwon, 30 Kilometer entfernt von Seoul, nehmen die Hamburger am Peace Cup teil. Dafür kassieren sie ein Startgeld in Höhe von 150.000 Euro, darüber hinaus geht es um Prämien bis zu 1,1 Millionen Euro. Darum kämpft der HSV mit Gastgeber Seongnam Ilhwa Chunma, Sunderland aus der englischen Premier League und dem niederländischen Klub FC Groningen.

Und als weiteres Beispiel die Ausrichtung des LIGA total! Cups 2012 am 04./05.08.2012 in Hamburg. Als Ausrichter erhält der HSV ohne Prämien einen Zuschuss von 500 T€.

 
Quellen zu 5:

http://www.welt.de/regionales/hamburg/article106266651/Der-HSV-ein-Verein-zum-Verzweifeln.html

 
 

Mit blau-weiß-schwarzen Grüßen

bis neulich...

                    Andreas "Der Bremer"
                    28B Reihe 14 Platz 10